Noch nie war Gold so viel in Euro wert

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Die Iran-Krise hat den Preis für Gold steigen lassen. Doch die Gründe für den Höhenflug des begehrten Edelmetalls liegen tiefer.

Der edle Rohstoff Gold hat in den vergangenen Tagen einmal mehr seinen Status als Krisenwährung unter Beweis gestellt. Die Krise zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran hat den Preis des Edelmetalls deutlich nach oben getrieben. Am Mittwochmorgen stieg Gold in Reaktion auf den iranischen Raketenangriff auf eine amerikanische Militärbasis im Irak auf bis zu 1613,30 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Das ist das höchste Niveau seit März 2013.

Seit Jahresanfang ist der Goldpreis um 6 Prozent gestiegen. Auf Rekordhoch befindet sich die Notierung in Euro. Gold kostete am Mittwoch mit 1443,69 Euro je Feinunze soviel wie noch nie. In der Gemeinschaftswährung ist der Preis seit Jahresbeginn um 6,5 Prozent gestiegen.

Im weiteren Handelsverlauf schwächte sich der Kursgewinn sowohl in Dollar als auch in Euro wieder etwas ab. Trotzdem überzeugt auch die mittelfristige Entwicklung: Seit Anfang Mai weist Gold in Dollar und Euro einen Preisanstieg von jeweils einem Viertel auf.

Es gibt auch Zweifler

Doch wie nachhaltig dieser Anstieg ist, diese Frage treibt derzeit die Marktteilnehmer um. Zu den Zweiflern zählt Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. Seinen Worten zufolge steht der Preisanstieg „auf wackeligen Beinen“. Anleger, die sich in Gold über börsennotierte Indexfonds (Exchange Traded Funds; ETF) engagiert haben, fanden den jüngsten Preisanstieg von Gold offenbar nicht anziehend und hätten am Dienstag sogar knapp eine Tonne Gold verkauft. Dies unterstreiche, dass der Preisanstieg überwiegend durch Käufe am Futures-Markt getrieben worden sei.

Nach Zahlen der Terminbörse von Chicago (CFTC) hätten die spekulativen Finanzinvestoren in der Woche zum 31. Dezember ihre Kaufpositionen, also ihre Wetten auf einen Preisanstieg, die dritte Woche in Folge auf fast 233000 Kontrakte ausgeweitet. Dies sei der höchste Stand seit drei Monaten, schreibt Briesemann.

Da der Goldpreisanstieg nach dem Datenstichtag weiter Fahrt aufgenommen hat, geht er davon aus, dass Kaufpositionen mittlerweile noch höher seien. „Das heißt unseres Erachtens aber auch, dass der Preisanstieg von Gold auf wackeligen Beinen steht und die Korrekturgefahr steigt.“

Aus technischer Sicht hält der Commerzbank-Analyst Gold bereits für deutlich überkauft. Allerdings hat nach seinen Angaben vor einem halben Jahr eine ähnliche Situation vorgelegen. Anstelle einer Korrektur habe sich der Preisanstieg mit etwas weniger Dynamik fortgesetzt.

Etwas optimistischer zeigt sich der Edelmetallhändler Heraeus: „Die Grundstimmung am Goldmarkt bleibt positiv – eine deutliche Korrektur erwarten wir kurzfristig nicht“, lautet das Fazit in einer Einschätzung der aktuellen Marktlage vom Mittwoch. Gleichwohl sieht auch Heraeus Risiken, weil eine derartige Kursreaktion auf geopolitische Entwicklungen oft nur einen kurzfristigen Charakter habe.

Komme es zu keiner weiteren Eskalation, dürfte auch der Goldpreis einen Teil seiner Gewinne wieder abgeben. Reagierten die Vereinigten Staaten dagegen mit Gegenangriffen, sei ein weiterer Preisanstieg wahrscheinlich, erwartet Heraeus.

Goldschatz der Zentralbanken

Die Goldnachfrage ist breit gefächert. So haben Zentralbanken im vergangenen Jahr ihre Goldbestände um 600 Tonnen erhöht. Im Vorjahr waren es ebenfalls mehr als 600 Tonnen. Vor allem die Notenbanken aus Russland, China und der Türkei zählen zu den wichtigsten Käufern, weil sie ihre Devisenreserven weniger abhängig vom amerikanischen Dollar machen wollen.

Die größten Goldreserven hält die amerikanische Notenbank Fed mit 8134 Tonnen. Dahinter folgt Deutschland mit 3667 Tonnen. Auf dem dritten Platz liegt der Internationale Währungsfonds mit 2814 Tonnen vor Italien mit 2452 Tonnen und Frankreich 2436 Tonnen.

In Deutschland investieren Privatanleger meistens über Xetra-Gold in das Edelmetall. Dabei handelt es sich um eine Inhaberschuldverschreibung, die mit physischem Gold unterlegt ist. Die Anleger haben bei Xetra-Gold sogar einen Anspruch auf Auslieferung des Goldes. Im vergangenen Jahr stieg der Gesamtbestand um 21,7 Tonnen auf 203,2 Tonnen. Das verwaltete Vermögen von Xetra-Gold belief sich Ende 2019 auf 8,8 Milliarden Euro.

Der Goldhändler Pro Aurum berichtete von einer sehr hohen Nachfrage nach Goldmünzen und -barren im Dezember. Nun entspanne sich die Lage wieder etwas. Der Mitgründer von Pro Aurum, Robert Hartmann, erwartet noch zwei bis drei Wochen, bis die Lager wieder mit allen Barren- und Münzgattungen „prall gefüllt“ seien.

Quelle: FAZ

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